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Kreuzbandriss: Zweimal höheres Risiko für Frauen im Fußball
Der Kreuzbandriss gehört zu den meistgefürchteten Verletzungen im Fußball – sowohl im Leistungs- als auch im Breitensport. Die schwere Knieverletzung zwingt zu einer monatelangen sportlichen Zwangspause mit ebenso langem Rehaprogramm, das den betroffenen Sportlern körperlich als auch psychisch viel abverlangt. Dass zur Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen, die im Juli und August 2023 in Australien und Neuseeland stattfand, gleich mehrere Spielerinnen aufgrund eines Kreuzbandrisses ausfielen, rückte die Knieverletzung in den Fokus des Interesses. Was sind die möglichen Ursachen für einen Kreuzbandriss? Was lässt sich präventiv dagegen tun? Wie wird ein Kreuzbandriss behandelt? Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) widmet sich in einer Pressemitteilung auf ihrer Website den einzelnen Aspekten des Themas.
Prof. Dr. Philipp Niemeyer, Leiter der DGOU-Sektion AGA – Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie, erklärt, wie es zu der Verletzung kommt: „Knieverletzungen entstehen, wenn Ober- und Unterschenkel gegeneinander verdreht werden. Videoanalysen aus dem Fußball haben ergeben, dass Knieverletzungen überwiegend in sogenannten „Nicht-Kontakt-Situationen“ auftreten. Das bedeutet, dass das Knie meistens nicht durch den Gegenspieler verletzt wird. Oft treten Knieverletzungen beim Landen eines Sprunges oder bei plötzlichen Drehbewegungen auf.“ Auffällig ist dabei, dass für Frauen ein deutlich höheres Risiko besteht, einen Kreuzbandriss zu erleiden. „Der Kreuzbandriss ist besonders unter Frauen weit verbreitet, denn Frauen haben ein mindestens zweimal höheres Verletzungsrisiko für schwere Knieverletzungen als Männer im Fußballsport, unabhängig vom Leistungsniveau“, sagt Prof. Dr. Thomas Tischer, Leiter der DGOU-Sektion Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS). „Anatomische Unterschiede, hormonelle Faktoren, biomechanische Faktoren sowie Unterschiede in der Bewegungsmechanik und im Sportverhalten führen dazu, dass Frauen ein höheres Risiko für Kreuzbandverletzungen aufweisen“, ergänzt Dr. Niemeyer erklärend.
Der Prävention kommt also auch und insbesondere im Frauenfußball eine besonders wichtige Rolle zu. „Die Prävention von Knieverletzungen ist von großer Bedeutung. Neuere Studien zeigen, dass dabei ein Großteil der Kreuzbandrupturen vermieden werden kann, insbesondere der Nicht-Kontakt-Verletzungen bei Frauen. Neuromuskuläres Training, welches Kraft, Schnellkraft, Balance und Koordination fördert, kann das Risiko für das Erleiden einer schweren Knieverletzung senken. Bei regelmäßiger Durchführung der Trainingsinhalte kann das Verletzungsrisiko um bis zu 35 Prozent reduziert werden“, betont Prof. Dr. Rüdiger von Eisenhart-Rothe, Leiter der DGOU-Sektion Deutsche Kniegesellschaft. Entsprechende Präventionsprogramme bietet der DFB (FIFA 11+) sowie die DGOU (STOP-X) an.
Kommt es trotz präventiver Maßnahmen zu einer Ruptur des Kreuzbandes, ist eine Operation in aller Regel unvermeidlich. „Ein Kreuzbandriss wird bei jungen, aktiven Menschen in der Regel operativ versorgt. Dazu wird eine Sehne aus dem verletzen Kniegelenk entnommen und exakt im Verlauf des ursprünglichen Kreuzbandes minimal invasiv (arthroskopisch) verankert. Die Heilung gliedert sich in verschiedene Phasen: Bürotätigkeit kann dabei nach relativ kurzer Zeit wieder aufgenommen werden, die Rückkehr zu kniebelastenden Sportarten beträgt dagegen mehrere Monate - im Profifußball mindestens 7 bis 8 Monate, im Freizeitsport eher 12 Monate", erklärt Dr. Tischer.